Das Gedenken am Leben erhalten

Stolpersteinverlegung für Opfer des Nazi-Regimes durch Künstler Gunter Demnig

Memmingen – Bei der zehnten Verlegung von sogenannten Stolpersteinen in Memmingen wurden diesmal insgesamt acht Gedenksteine verlegt, Gunter Demnig, der Initiator und Künstler hinter diesem größten dezentralen Mahnmal der Welt, war persönlich anwesend. Oberbürgermeister Jan Rothenbacher, Schirmherr der Verlegung, lobte diese einzigartige Gedenkarbeit: „Es braucht nicht immer große Mahnmale. Durch die Verlegung dieser vermeintlich kleinen Steine, erobert sich die Erinnerung an die Opfer den öffentlichen Raum.“ Zusätzlich betonte er, dass dieses Gedenken weiter am Leben erhalten werden müsse, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen!

Insgesamt sind in Memmingen an 10 Terminen 138 „Stolpersteine“ als Gedenksteine an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verlegt worden. Organisiert werden die Verlegungen vom Verein Stolpersteine in Memmingen e.V. in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Realschule Memmingen, die eine Patenschaft für die Pflege der Steine übernommen hat. Auch diesmal hatten die Schüler und Schülerinnen die Verlegung mit der Verlesung der Biografien und Geigenmusik feierlich mitgestaltet. Angehörige der Opfer sowie Mitglieder des Vereins gedachten den Männern und Frauen, die diskriminiert, verfolgt und zum Teil getötet wurden. Die neuen Steine wurden an folgenden Stellen verlegt:

  • In der Maximilianstraße 2 für Heinrich Weigert, der im Alter von 40 Jahren nach Kaufbeuren verlegt wurde und von dort im Jahr 1940 nach Grafeneck, wo er im Zuge der Aktion T4 ermordet wurde.
  • In der Kuttelgasse 4 wurde Berta Westermayer gedacht, auch sie wurde in die Heil- und Pflegeanstalt nach Kaufbeuren gebracht und im Jahr 1941 im Alter von 46 Jahren in Linz ermordet.
  • In der Baumstraße 5 erinnert der Stein an Magdalena Bergmiller, die ab 1933 in Kaufbeuren untergebracht war und im Zuge der Aktion T4 im Jahr 1940 in Grafeneck im Alter von 45 Jahren ermordet wurde.
  • In der Sedanstraße 2 erinnern zwei Steine an das Ehepaar Ignaz und Hedwig Gutmann. Er wurde 1938 ins KZ Dachau und 1945 nach Theresienstadt verbracht, wo er nach dem Krieg befreit wurde. Seine Frau Hedwig wurde wegen der Ehe mit einem Juden während des Nazi-Regimes ausgegrenzt und drangsaliert. Die beiden wohnten nach dem Krieg bis zu ihrem Tod in Memmingen.
  • Weitere zwei Steine wurden in der Crusiusstr. 14 verlegt. Hier wohnten Theodor und Hermine Grünfeld. Theodor wurde 1938 kurz ins KZ Buchenwald gebracht, später, mit seiner nichtjüdischen Frau gezwungen, immer wieder die Wohnung zu wechseln. 1945 wurde Theodor Grünfeld nach Theresienstadt deportiert, von dort kam er nach dem Krieg zurück zu seiner Frau nach Memmingen.
  • In der Riedbachstr. 10 befindet sich der Gedenkstein für Maria Michelberger, die mit 18 Jahren nach Kaufbeuren verbracht wurde, sie wurde in Hartheim im Zuge der Aktion T4 1941 im Alter von 19 Jahren ermordet.

 


Pressemeldung der Stadt Memmingen
Abbildungen: Gunter Demnig säubert den soeben verlegten Stein in der Maximilianstraße und ein Bild des Ehepaars Grünfeld neben dem Gedenkstein.
Fotos: Manuela Frieß – Pressestelle der Stadt Memmingen